Rui Camilo hat den ersten Pandemie-Stillstand wortwörtlich als solchen für sich genutzt, um dann mit frischen Gedanken Projekte fertig zu bringen, neue Kunden aktiv anzusprechen und mit ein paar Freunden einen eigenen kleinen Verlag zu gründen. Darüber und noch mehr hat er mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Rui, wie geht es Dir ?
Danke, sehr gut. Die Pandemie hat zwar einiges durcheinander gewirbelt, aber Aufs und Abs gab es schon immer und man lernt damit umzugehen und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Was haben die vergangenen Wochen und Monate für Dich beruflich bedeutet?
Der erste Lockdown bedeutete tatsächlich Stillstand. Zum Glück wurden die meisten Jobs nur verschoben und nicht abgesagt. Und zum Glück bin ich relativ breit aufgestellt und wenn von einem Kunden nichts mehr kommt, klopft meist ein anderer an. Ich habe aber auch aktiv Kunden kontaktiert und Vorschläge gemacht welche Projekte gerade jetzt in dieser Zeit gut umgesetzt werden könnten. Damit bin ich meistens auf offene Ohren gestoßen.
Hattest Du Zeit und Muße für freie Arbeiten?
Das durch die Pandemie entstandene Vakuum habe ich nicht gleich versucht, mit freien Arbeiten zu füllen, sondern erst einmal inne zu halten. So dramatisch eine Zeit des völligen Stillstands sein kann, so selten und kostbar kann sie auch sein. Aus eigenem Antrieb gönnt man sich so eine Zeit in der Regel nicht. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie und wohin meine fotografische Reise weitergehen soll, habe an neuen Ideen und Themen gearbeitet.
Vor allem habe ich alte Projekte fertig gestellt, wie mein Buchprojekt »32 hours« das ich hoffentlich bald drucken kann, entweder zusammen mit einem Verlag oder im Eigenverlag. Und ich habe mit ein paar Freunden das Online-Projekt »Chromfeld« entwickelt – ein echtes Corona-Baby, das jetzt im Februar offiziell online gehen wird.
Chromfeld wurde nicht als eine Geschäftsidee mit einem explizit merkantilen Ziel geboren, sondern ist aus dem Wunsch entstanden für sich, für andere und für die Fotografie etwas zu machen. Einen Raum und Experimentierfeld für zeitgenössische Positionen in Bild und Text zu bieten. Daher auch das relativ breite Spektrum das von Interviews über Buchrezensionen bis hin zu selbst verlegten Monografien und dem Verkauf von Prints und Editionen geht. Das soll allen Beteiligten die Chance bieten auch in einer Zeit wie wir sie jetzt durchleben noch ein paar Einnahmen aus Bild- und Editionsverkäufen zu generieren. Von jedem Verkauf soll auch ein bestimmter Prozentsatz in einen Topf kommen der am Ende des Jahres durch alle aufgeteilt wird, so das Fotografen die das Pech hatten, nichts oder nur wenig zu verkaufen wenigstens einen kleinen Anteil bekommen. Carsten Riffel und Holger Lindner sind in diesem Projekt meine Partner. Holger hat eine Werbeagentur und kümmert sich mit seinem Team um die Seite und alles Technische, Carsten hat ein Profilabor, das etwa die Prints für die Deutsche Börse Photography Foundation, die Leica Galerie LA, die Darmstädter Tage der Fotografie sowie Künstler wie Thomas Höpker, Elliot Erwitt produziert, macht für uns die Prints und ist mit mir zusammen verantwortlich für die Inhalte.
Langweilig wurde mir also nicht, und ich konnte alles entspannt angehen, was ja meistens nicht möglich ist.
Was ist die Fotografie für Dich?
Da Fotografie mich immer begleitet, fühlt sie sich gar nicht an wie ein Beruf im klassischen Sinne. Vor allem gibt sie mir die Möglichkeit, mich in anderen Welten und Wirklichkeiten zu bewegen und diese zu erfahren. Menschen und ihre Sichtweisen kennenzulernen. Das bedeutet für mein Leben eine unglaubliche Bereicherung. Gleichzeitig wird sie zur künstlerischen Reflexion des Erlebten und bringt mich dazu mich noch tiefer mit dem einen oder anderen Thema zu beschäftigen.
Hat die Pandemie Deine Fotografie verändert?
Nicht unbedingt meine Fotografie, eher meine Arbeitsweise. Ich habe es genossen, Projekte mal ohne Zeitdruck anzugehen und habe mir vorgenommen das in die Nach-Pandemie-Zeit rüberzuretten. Allerdings wird sich zeigen ob nicht etwas Druck am Ende das Salz in der Suppe ist.
Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die Zukunft ?
Die Möglichkeit zu haben, mehr eigene Projekte zu verwirklichen und meiner nicht kommerziellen Fotografie viel mehr Raum geben.
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